also, Quelle nur mal den Bezzel "Geschichte der Kurpalzbayerischen Armee",
S. 147/148 – Offizielle Einführung des blauen Rockes am 10.04.1799. Die leichte Infanterie offiziell ab 1801.
S. 149 – "Nach vorübergehender Ausstattung auch der Mannschaft mit Hüten (!) wurde am
20. Juni 1800 für diese ein neues Kaskett eingeführt."
S. 150 – "Die im Jahre 1799 im Felde stehenden Truppen waren durchwegs noch nach dem alten, die im Jahre 1800 nur teilweise (!) nach dem neuen System bekleidet und ausgerüstet. Dreierlei Uniformen nebeneinander dürfen wir bei den bayerischen Feldzugstruppen dieses Jahres im Verbande geschlossener Abteilungen annehmen".
S. 569 (betrifft Batallione Siebein, Busek und Wrede) – "Am 9. April waren dank der unermüdlichen Arbeit von 140 Heidelberger Schneidern die Batallione soweit bekleidet, daß sie in ihren verschiedenenen Unterkünften die Musterung vor dem englischen Minister bestehen konnten. Nur bei der Schaffschützenkompagnie war die Bekleidung noch nicht fertig gestellt."
S. 577 (Batallon Mylius) – "Weitere Schwierigkeiten bot die Frage der Bekleidung, da die Hedelberger Schneider vollständig für die Brigade Wrede in Beschlag genommen waren. Erst am 21.04. konnte die Grenadierkompanie in blauer Uniform gemustert werden."
S. 579 "Trotz größten Anstrengungen des Montierungs-Magazines und des Oberstlandzeugamtes hatten die Abteilungen der Brigade am 26.04. noch nicht die Hälfte ihrer nötigen Bekleidung und Ausrüstung." – In dieser "Uniformierung" also schon mal die Schlacht bei Stockach.
S. 594 – "Die Truppen zeigten sich immer noch in ungleichmäßiger Uniformierung (20.09.1800), in weißen, abgeschabten, schmutzig gewordenen Röckeln der alten, in blauen der neuen Bekleidung, teilweise auch nur in grauen Überröcken mangels eines Rockes." (Batl. Zedtwitz hatte wegen der Hitze die alte weiße Uniform im Depot gelassen und war nur in Übermänteln ausgerückt)
courtesy Uwe Wild
Jetzt ein Versuch der Darstellung des tatsächlichen Aussehens der Truppe im Feld 1800 durch einzelne Ausschnitte.Es fällt auf dass bereits bei der Ausstattung der Infanterie vor dem Feldzug aufgrund der Umstrukturierung etc. akuter Mangel an "Verbrauchsmaterial" (z.B. Schuhe) und auch Ausrüstung herrschte. Es wird immer wieder auf uneinheitlich verwendete und unzureichend gelieferte Waffen hingewiesen. Allerdings würde ein einstellen an dieser Stelle zu weit führen. Ersteinmal weiter zur Uniformierung.
Anzeige vom 11.Juni über "mankierende Armatur- Stücke" (IR 6):
" Die ausmarschierenden Truppen befanden sich keineswegs in einer Verfassung, um vor dem Feinde verwendbar zu sein. Nicht allein, daß sie ausschließlich aus Rekruten bestanden, es fehlte ihnen auch hauptsächlich an Offizieren und Unteroffizieren. So besaß die neu errichtete 4. und 5.Kompagnie unseres 2.Bataillons nur je 1 Unterlieutenant, 1 Feldwebel und 3 Sergenten. Dabei mangelte es an den unentbehrlichsten Bekleidungs- und Ausrüstungsstücken. Mit Feldrequisiten konnten diese Bataillone überhaupt gar nicht ausgerüstet werden, da die Vorräte kaum für das Subsidiencorps ausgereicht hatten. Erst durch die Übernahme des Landesverteidigungs corps in englischen Sold ward der andauernde Geldmangel behoben, so daß die dringlichsten Anschaffungen bewirkt werden konnten."
(K.A.M. L.-V.-C. 1800 VI)
Notiz vom Juli 1800 (IR 6):
"Jede Kompanie zählte zwar schon 190 Mann und sollte noch auf 200 gebracht werden; aber es waren dies nur die in den jüngsten Tagen eingerückten Rekruten, uneingekleidet und unausgerüstet. Erzählt uns doch der Verfasser des Tagebuches, daß die Frau Herzogin Wilhelm in Bayern als sie beim Marsche durch Reichenbach am 12.Juli die barfuß gehenden Leute sah, sofort 100fl. spendete, damit Stiefel für dieselben gekauft werden konnten."
Das Angegebene Tagebuch wird nur als "Schintling Tagebuch" erwähnt. Leider bleiben weitere Hintergründe dieses Tagebuchs verborgen.
Beim IR 6 finden sich für den Ausmarsch auch konkretere Angaben (1800):
"Die Füsilier-Bataillone marschierten alle noch in der weißen Montierung aus, nur die neu errichteten Grenadier-Kompanien waren als Elitetruppen nach der neuen Vorschrift blau gekleidet und trugen auf den Hüten als besondere Zierde rote Federbüsche.
Für die beim Subsidiencorps befindlichen Bataillone beabsichtigte man allerdings während des zweiten Waffenstillstandes die Neumontierung mit Hilfe der in Altötting später in Burghausen etablierten Schneiderwerkstätten durchzuführen. Durch die kriegerischen Ereignisse im Dezember erlitt dieses Vorhaben aber eine lange Unterbrechung, so daß die Einkleidung des Bataillons Spreti erst im Frühjahre 1801 in der Oberpfalz zum Abschluß kam."
Eine Randnotiz die ich für äusserst Interessant halte findet sich beim IR 7 (1800).
"Eine langwierige Untersuchung hatte das Fehlen der weißen Röcke der Mannschaft beim Feldbataillon zur Folge. Dieselben wurden nämlich nach dem Ausmarsche von dem Bataillonskommandeu r wegen zu großer Belastung der Mannschaft von Höchstädt a.D. zurückgeschickt. Da dies auf offenen Wägen geschah, so kamen sie bei dem fortwährenden Regenwetter in halbverfaultem und wertlosem Zustande in Neuburg an. Nachdem inzwischen der Bataillonskommandeu r Oberstlieutenant Graf v.Zedtwitz im Treffen bei Neuburg gefallen war, wurde die Untersuchung eingestellt und durch Kabinetsordre vom 20.August gestattet, daß unser Bataillon und die Bataillone Spreti und Buseck blau montiert wurden."
An dieser Stelle eine kleine Zusammenfassung mit meinen eigenen, einfachen Worten.
Theoretisch sollte die gesamte Infanterie bereits blau uniformiert ausrücken.
Praktisch:
- weiße Rumforduniformen mindestens bei den Füsilieren des IR 6 und des IR 7 sowie beim "Landesverteidigungs corps"
- blaue Uniformen beim IR 6 lediglich bei den neu aufgestellten Grenadieren.
- zeitweise gar keine Uniformen beim IR 7, da die unpraktische Rumforduniform auf eigene Faust des Btl.Kdr. zurückgesandt wurde. Daraufhin die Ordre zur blauen Montierung dreier Bataillone, wobei wir Wissen das eines davon (Spreti) nicht vor 1801 vollständig blau gekleidet erschien.
Spekulativ bleibt wie lange das erwähnte Bataillon ohne Jacken (IR 7), also nur im Kamisol oder Hemd so umherzog und ob es im Zeitpunkt der Neuuniformierung bevorzugt vor den beiden anderen erwähnten Bataillonen (Spreti, Buseck) behandelt wurde. Bzw. wann dem Bataillon Zeit und Gelegenheit gegeben war sich einzukleiden.
Ebenso interessant, aber leider fast unbeleuchtet bleibt die Frage nach den Kopfbedeckungen.
Beim IR 6 wird angegeben dass die Grenadiere in Hüten mit roten Federbüschen auszogen.
Da das komplette Offizierskorps der Armee ebenfalls wieder Hüte statt der Kasketts tragen sollte und letztere extrem unbeliebt waren darf davon ausgegangen werden dass die Offiziere fast sämtlichst Hüte zu beiden möglichen Uniformen trugen. Die Grenadieroffiziere dazu den "hochroten stehenden Federbusch".
Zum Thema Kopfbedeckungen noch eine interessante Fußnote, ebenfalls beim IR 6 gefunden und etwas mehr Licht ins Dunkel bringend:
"Die Offiziere trugen seit 1799 wieder den Hut statt des Kasketts und Stiefel von der Länge der Gamaschen. Für die Mannschaft sollten ebenfalls Hüte eingeführt werden; doch gelangten nur die 1800 neu errichteten Grenadier-Kompagnien in den Besitz derselben; die Füsiliere trugen das Kaskett fort, bis es 1800 wieder zu Gnaden kam und nun definitiv die Kopfbedeckung bildete. Im Jahre 1805 legten auch die Offiziere die Hüte ab und nahmen dafür das Kaskett an."
Die Quelle der Fußnote wird leider nicht erwähnt. Jedoch bestätigt diese den Hut bei den Grenadieren. Bemerkenswert finde ich auch die Formulierung "..trugen das Kaskett fort, bis es 1800 wieder zu Gnaden kam..". Der Autor macht hier also keinen Unterschied in der Benennung zwischen Rumfordkaskett und dem späteren Raupenhelm. Es ist also denkbar dass wie bei den Uniformen beide Kaskettformen nebeneinander getragen wurden. Leider gibt es meines Wissens nach keine Aufzeichnungen darüber welches Regiment wann wieviele "neue" Kasketts geliefert bekam. Also bleibt auch hier die Zusammensetzung spekulativ. Denkbar sind auch Hüte bei den Füsilieren um verlorene Kasketts zu ersetzen oder ähnliche eigenwillige Handlungen wie bei den weißen Monturen um sich von den unbequemen und unbeliebten Stücken zu entledigen.
Als Denkanstoß sei an dieser Stelle noch ein Versuchshelm aus der Mustersammlung des Bayerischen Armeemuseums erwähnt der auf das Jahr 1799 datiert werden kann. Ob zu damaliger Zeit schon "Truppenversuche" im kleineren Rahmen stattfanden oder ob es sich dabei nur um Vorzeigemodelle zur Entscheidungsfindun g handelt weiß ich nicht.
Um das ganze etwas aufzulockern und nicht zur trockensten Lektüre dieses Forums zu machen ein paar Bilder
Als erstes der erwähnte Versuchshelm von 1799 (Quelle: BAM Ingolstadt). Danach in Farbe ein Bild eines Rumford Kasketts für Offiziere der Füsiliere (Quelle: Kube). Im Gegensatz dazu trugen die Grenadiere weißes Roßhaar am Kaskett.
Und weiter im Text:
Die ersten Klagen über selbständige Anzugerleichterunge n im Felde:
"Im Anzug gestatteten sich die Offiziere gleichfalls Freiheiten. Die Elegants bedienten sich z.B. derartig breiter Halsbinden, daß man vom Kinn beinahe gar nichts mehr zu sehen bekam, oder sie kleideten sich teilweise nach dem neuen, teilweise nach dem alten Montierungssystem u.s.w. Am gravierendsten war aber die Vernachlässigung der Manneszierde, des Zopfes; es gab Dandies, welche offenes Haar zu tragen wagten…"
(Notiz vom November 1800, IR 6)
Notiz vom 28.November 1800, IR 6, Es war Bereitschaft angeordnet:
"Die Leute mußten früh 6 Uhr völlig angezogen sein, alles Lederwerk umgehangen haben und zum Ausrücken sich so bereit halten, daß auf die erste Ordre die Bataillone sich formieren konnten. Besondere Aufmerksamkeit erheischten die Gewehre und die Munition der Infanterie, um sie bei der herrschenden schlechten Witterung trocken zu erhalten. Wohl mit Rücksicht darauf durften auch die Zelte stehen bleiben; sie sollten nur zum Abbrechen vorbereitet sein. Anderseits bildete dies aber auch eine Wohlthat für die Leute, deren Bekleidung ohne Überröcke nur aus den abgenutzten Monturen bestehend nicht mehr geeignet war, die Einflüsse der Witterung abzuhalten."
Jetzt machst du mich fertig!
Hier die Infanterie Regimentschroniken aus denen ich hier gerade zitiere:
IR 3 – Königlich Bayerisches 3.Infanterie-Regiment Prinz Karl von Bayern, 1698-1900, (Ingolstadt 1900)
IR 5 – Geschichte des Königlich Bayerischen 5.Infanterie-Regiments "Großherzog Ernst Ludwig von Hessen.", I.Teil 1722-1804, (Berlin 1895)
IR 6 – Das Königlich Bayerische 6.Infanterie-Regiment Kaiser Wilhelm, König von Preußen., I.Teil 1725 bis 1804, (München, 1886)
IR 7 – Geschichte des Kgl.Bayer. 7.Infanterie-Regiments Prinz Leopold von Bayern., I.Teil 1732-1815, (Bayreuth, 1898)
IR 9 – Geschichte des königlich bayerischen 9.Inf.-Regiments Wrede. Von seinem Ursprung bis zur Gegenwart, (Würzburg, 1888)
IR 11 – Geschichte des K.B. 11.Infanterie-Regiments "von der Tann". 1805-1905, (München, 1905)
Der Verweis auf das Werk ist durch IR 6 etc. gegeben. Die Seitenzahlen bleibe ich schuldig. Allerdings sind die zitierten Abschnitte durch den chronologischen Aufbau der Werke bei Bedarf jederzeit herauszufinden.
mfSG
ADezember 1800, IR 6, S.466:
"Die Fortsetzung des Marsches erfolgte am 15. in früher Stunde nach Wels, das von der zurückgehenden Bagage der Armee so überfüllt war, daß trotz Winterkälte und Eis ohne Holz und Stroh biwakiert werden mußte. Gleiches Schicksal widerfuhr den Truppen am 16., an welchem Tage sie auf der Linzer Straße zwischen Neubau und Hörsching ihre Biwaks aufschlugen.
Während dieser Rückmärsche in fremden Lande konnten die Lieferanten ihren Obliegenheiten, das Holz und Stroh für die Biwaks beizuschaffen, nicht mehr nachkommen, angeblich wegen Erschöpfung des Landes, welches die Last der Truppendurchzüge schon seit Monaten trug. Die Leiden der Mannschaft in ihren abgenutzten Monturen, ohne Zelte, ohne Holz und Stroh stiegen derart, daß General von Zweybrücken sich endlich ermannte und dem Drängen des Generals von Wrede entsprechend, anordnete, auf Rechnung der Unternehmer um jeden Preis Holz und Stroh anzukaufen."
Nachdem man in der Oberpfalz angekommen war findet sich folgende Notiz zur Wiederherstellung der Kampfeskraft (IR 6, S.468, in Hellmansöd, Dezember 1800):
"Die erste Sorge nach dem Beziehen der Quartiere galt der Retablierung der Bataillone, soweit dies eben möglich war. Insbesondere suchte man dem Mangel an Schuhwerk, an dem die Truppen hauptsächlich litten, abzuhelfen. Zum erstenmale machte man den Versuch, durch Requisition bürgerlicher Kräfte sich diese dienstbar zu machen.
Den Truppen sollte gestattet sein, in ihren Stationen und auf dem Lande die Schuhmacher für ihre Zwecke zu requirieren! (KAM S.-C. 1800 IX-XII ) Welchen Erfolg dies hatte, ist nirgends erwähnt; denn die Ruhe dauerte nicht zu lange."
Notiz vom Dezember 1800, bzw. Januar 1801 – also nach dem man schon einige Wochen in Kantonierung war, IR 6, S.495:
"Die Uniformierung des Bataillons nach den neuen Uniformierungsbesti mmungen war noch nicht vollständig durchgeführt; ein Teil der Mannschaft trug immer noch weiße Röcke. Die Offiziere waren Ende des Jahres sämtlich blau gekleidet; eine kurfürstliche Verordnung vom 9.November (KAM L.-V.-C. 1800 IX-XII ) hatte dies verfügt, um die schon erwähnten Regellosigkeiten im Anzug abzustellen."